Brot und Spiele in Organisationen
Ein spannender Ansatz zur Beschreibung der Struktur von Organisationen geht von Crozier und Friedberg aus. Wie andere Vertreter der verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnistheorie gehen die Beiden von der Annahme aus, dass es eben keine völlige Kontrolle der Verhaltensweisen von Organisationsmitgliedern durch determinierte Strukturen gibt.
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4 Quellen der Macht |
Ganz im Gegenteil, jedes Organisationsmitglied hat einen gewissen Handlungsspielraum – und ist sich dieses Spielraum auch bewusst und setzt diesen bewusst für eigene Zwecke ein, was im Umkehrschluss ein gewisses Risiko und damit Unsicherheit für die Ordnung und Planbarkeit der Gesamtorganisation bedeutet.
Folglich besitzt jedes Organisationsmitglied ein gewisses Mass an Macht über die anderen Organisationsmitglieder und damit auch über die Organisation als Gesamtgebilde.
Diese Macht kann aus vier Quellen begründet sein:
- Expertentum
- Nahtstelle zur Umwelt
- Kontrolle von Informations- und Kommunikationskanälen
- Organisationsregeln
Die Organisation antwortet auf diese Unsicherheit generell mit formalen Regeln und durch die Erweiterung dieser. Diese Regeln sollen die Ungewissheit minimieren. Logische Folge ist allerdings, dass das individuelle Machtpotential erneut verwendet wird um den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.
Gerade die Kontrolle über Zonen, die für andere Mitglieder der Organisation oder die Gesamtorganisation selbst „Unsicherheitszonen“ sind, bedeutet Macht. Das heisst das eigene Vorgehen unberechenbar zu gestalten und die Handlungsweisen anderer für sich selbst berechenbar zu machen.
Fahren alle Organisationsmitglieder rücksichtlos ihre eigenen Strategien, so ist die Gesamtorganisation als Ganzes vom Zerfall und final vom Aussterben bedroht.
Der Integrationsmechanimus der den ständig drohenden Zerfall der Organisation verhindert, ist genau dieses Aushandlungsspiel um individuelle und organisatorische Macht. Primäres Ziel ist es, sicherzustellen, dass kontinuierlich weitergespielt werden kann, das heisst die Beständigkeit der Organisation nicht zu gefährden und die individuellen Interessen mit der Überlebensfähigkeit der Organisation abzustimmen.